Klarheit und Orientierung ab Tag eins – Gewaltprävention und Wertevermittlung für besonders betreuungsintensive Gruppe
Werte- und Orientierungskurse für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) starten wieder im Herbst
„Wir haben eine klare Erwartungshaltung an Menschen, die zu uns kommen und unsere Unterstützung in Anspruch nehmen. Dass sie Deutsch lernen, sich an unsere Regeln halten und Grenzen nicht überschreiten. Dazu haben wir als erstes Bundesland Grundregelkurse für Asylwerber in der Landesunterbringung eingeführt.
Eigene Werte- und Orientierungskurse starten ab Herbst auch wieder für eine Gruppe, die sehr betreuungsintensiv ist: unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge. Es geht dabei um Wertevermittlung, Orientierung, aber auch Gewaltprävention. Es wird dabei klar vermittelt, dass wir in Oberösterreich Konflikte nicht mit Gewalt austragen. Die Ausrollung erfolgt auch als Konsequenz aus der Studie zur Jugendkriminalität in Oberösterreich, die Gewaltprävention und Wertevermittlung von Anfang an empfiehlt.“
– Integrations-Landesrat Dr. Christian Dörfel
„Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge befinden sich oft in schwierigen Lebenssituationen und sind manchmal traumatisiert. Die NEUSTART Workshops unterstützen sie dabei, sich in unserer Gesellschaft zurecht zu finden und ein straffreies Leben zu führen. Dafür braucht es eine gute und enge Abstimmung zwischen dem Auftraggeber, den Wohn- und Betreuungseinrichtungen und uns als durchführende Organisation. Die erste Runde der Workshops ist sehr erfolgreich verlaufen, daher wird dieses Angebot im Auftrag des Landes verlängert.“
– Josef Landerl, Leiter NEUSTART
In Kürze:
· Deutsch, Arbeit und Respekt sind die zentralen Schwerpunkte im oö. Integrationsressort. Wer nach Oberösterreich kommt und hier Schutz und Hilfe erhält, muss sich auch an die Regeln halten, Respekt gegenüber Lebensweise und Traditionen haben und Demokratie und Rechtsstaat akzeptieren. · Die Zahl der in Oberösterreich versorgten Asylwerber/innen ist seit Monaten rückläufig: 2.825 Personen befinden sich derzeit in der Grundversorgung des Landes. Knapp 100 Personen gehören zur Gruppe der unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlinge (UMF), die in eigenen Einrichtungen betreut werden. Die aktuell niedrigen Zahlen nutzt das Integrationsressort, um die Angebote im Bereich der Grundversorgung von Asylwerbern neu auszurichten. · Als erstes Bundesland hat Oberösterreich Grundregel- und Orientierungskurse für alle Asylwerber ab 14 in Landeseinrichtungen eingeführt und setzt damit auf die Leitlinie „Klarheit und Orientierung ab Tag eins”. · Die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge stellen unter den Asylwerbern eine besonders betreuungsintensive Gruppe dar. · Bereits im letzten Jahr wurden daher die in Oberösterreich untergebrachten UMF eigenen Workshops des Vereins NEUSTART zugewiesen. · Dieses Angebot wird nun unter dem Titel Werte- und Orientierungskurse erweitert und für alle derzeit untergebrachten UMF ausgerollt. · Diese Kurse von NEUSTART sind auch ein präventives Mittel, um Gewalt und Kriminalität unter Jugendlichen von vornherein zu verhindern. Auch die Studie zur Jugendkriminalität im Auftrag von Land OÖ und Städtebund hat darauf hingewiesen, dass präventive Werte- und Gewaltpräventionskurse ein entscheidendes Element hierfür sind. · Zusätzlich zu den präventiven Kursen führt NEUSTART für Asylwerber, die durch erhöhte Gewaltbereitschaft in ihren Einrichtungen aufgefallen sind, individuell abgestimmte Antigewalt-Maßnahmen durch. |
Die Zahl der Asylwerbenden, die in Oberösterreich Leistungen aus der Grundversorgung (Basisleistung für Asylwerbende) beziehen, ist weiter rückläufig. Mit Mitte Jänner waren 2.825 Asylwerbende in oberösterreichischen Einrichtung untergebracht. Für Landesrat Christian Dörfel gilt, unabhängig von der Bleibeperspektive der Asylwerber: Es braucht Klarheit und Orientierung von Tag eins, welche Regeln und Alltagsnormen in Oberösterreich gelten. Daher hat Oberösterreich als erstes Bundesland Grundregelkurse für Asylwerber in Landes-Einrichtungen eingeführt und rollt diese schrittweise aus.
Eine Zielgruppe, die einer besonders intensiven Betreuung in der Unterbringung bedarf, sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF). Derzeit befinden sich in Oberösterreich 90 UMF in Quartieren von SOS Menschenrechte und NOAH Sozialbetriebe. Das Integrationsressort legt daher einen besonderen Schwerpnkt in der Wertevermittlung und Gewaltprävention bei dieser Gruppe. Gemeinsam mit NEUSTART wurden daher eigene Gewaltpräventions-Kurse für UMF konzipiert, ein erster Durchgang fand pilotweise in den vergangenen beiden Jahren statt.
In den letzten Jahren absolvierten somit 64 unbegleitete Minderjährige den Kurs von NEUSTART in drei Modulen. Teilnehmende waren Jugendliche aus Syrien, Afghanistan, Somalia, Türkei und Ägypten. NEUSTART-Leiter Landerl zieht dazu eine positive Bilanz: „Die Teilnehmer/innen verhielten sich sehr kooperativ, auch die Rückmeldung der Wohneinrichtungen ist positiv. Das Konzept wird daher ab Herbst unter dem Titel Werte- und Orientierungskurs für alle jungen, unbegleiteten Flüchtlinge ausgerollt.“
„Nachdem bei diesen jungen Flüchtlingen auch noch die familiäre Bindung fehlt, ist diese Gruppe besonders betreuungsintensiv. Daher arbeiten wir hier präventiv und müssen noch deutlicher kommunizieren, welche Regeln bei uns gelten“, so Landesrat Dörfel zur Verlängerung des Angebots.
Ziel der Workshops von NEUSTART ist es, ein gewaltfreies und respektvolles Zusammenleben bereits von Anfang an zu vermitteln, darunter
- Vermittlung von Werten und Normen
- Die Förderung von Respekt und Zivilcourage
- Die Auseinandersetzung mit dem Umgang mit Autoritäten
- Stärkung der sozialen Umgangsformen
Die Workshops finden außerhalb der Einrichtung, in der die UMF untergebracht sind, statt.
Gewaltbereiten Asylwerber/innen werden Grenzen aufgezeigt
NEUSTART arbeitet im Auftrag des Integrationsressorts nicht nur präventiv mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, sondern auch mit Asylwerbern, die bereits einmal auffällig waren. Das Integrationsressort weist Asylwerbende, die in ihren Einrichtungen durch erhöhte Gewaltbereitschaft aufgefallen sind, individuellen Antigewalt-Maßnahmen von NEUSTART zu. In dieser individuellen sechsmonatigen Beratung werden die Gewalthandlungen analysiert, das gewalttätige Verhalten konfrontativ aufgearbeitet und daraus konkrete Handlungsschritte abgeleitet. Nach Abschluss der Beratung wird ein Bericht erstellt. Etwa 100 Asylwerbende wurden auf diese Art von NEUSTART bereits solchen Individualmaßnahmen zugewiesen.
Vernetzung im Bereich Gewaltprävention im Rahmen der Steuerungsgruppe „Gewaltfreies Zusammenleben“
Diese aktuelle Bilanz wird NEUSTART-Leiter Josef Landerl auch im Rahmen der Steuerungsgruppe „Gewaltfreies Zusammenleben“ präsentieren. Die Steuerungsgruppe wurde von Landesrat Dörfel als weitere Ableitung der Jugendkriminalitäts-Studie wieder einberufen, um Partner/innen im Bereich konfliktfreies Zusammenleben zu vernetzen.
In der heutigen Sitzung wird das Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung aktuelle Maßnahmen zur Deradikalisierung Jugendbereich präsentieren. Eine weitere Einschätzung präsentiert der Landes-Staatsschutz zudem zum Thema „Hate Crime“.
Auch weitere Partnerorganisationen wie das Rote Kreuz oder der Familienbund erläutern den aktuellen Stand zu Maßnahmen im Bereich Gewaltprävention und Deradikalisierung. |
Zum Verein NEUSTART
Der Verein NEUSTART betreibt seit 1957 justiznahe Sozialarbeit. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Resozialisierung von Straffälligen, Prävention sowie der Unterstützung von Opfern. Zu den Tätigkeiten des Vereins gehören Bewährungshilfe, Anti-Gewalt-Trainings, De-radikalisierungsmaßnahmen, Gewaltprävention, die Überwachung von elektronisch überwachtem Hausarrest, aber auch Prozessbegleitung von Opfern von Straftaten.
NEUSTART ist österreichweit tätig, in Oberösterreich gibt es fünf Standorte. Die Workshops für UMF wickelt NEUSTART im Auftrag des Integrationsressorts ab.
Seit September 2021 führt NEUSTART auch die verpflichtenden Gewaltpräventionsberatungen nach Ausspruch eines Betretungs- und Annäherungsverbotes durch die Polizei durch. Dies geschieht im Auftrag des Bundesministeriums für Inneres.