Zu einem feierlichen Festakt mit Segnung der neuen Wohngruppe der Lebenswelt Pinsdorf versammelten sich am 18. Oktober Bewohner*innen, Angehörige sowie Vertreter von Gemeinde und Kirche, um die neuen Wohnräume offiziell einzuweihen. Gemeinsam mit dem neuen, designierten Soziallandesrat Dr. Christian Dörfel und Prim. Johannes Fellinger feierte man den erfolgreichen Abschluss der Erweiterung und damit auch einen weiteren, wichtigen Schritt in eine Gesellschaft gelebter Inklusion.
Prim. Johannes Fellinger, Leiter des Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie, hob in seiner Ansprache die Bedeutung von Leben in Gemeinschaft für jeden Menschen, besonders aber für gehörlose und taubblinde Menschen mit mehrfachen Beeinträchtigungen, die in hohem Maße von sozialem Ausgeschlossensein gefährdet sind, hervor. Die zweite Pinsdorfer Wohngruppe, die im neu errichteten Mehrparteienhaus Gmundnerstraße 21 entstanden ist, bietet sieben zusätzliche Wohnplätze. Besonders innovativ ist die inklusive Wohnform in einem Mehrparteienhaus, die Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen Raum für Begegnungen im Alltag bietet. „Menschen entwickeln sich durch Beziehungen zu anderen Menschen“, ist Primar Fellinger überzeugt und unterstrich damit die Relevanz des integrativen Ansatzes.
„Dinge, die wie eine Wand vor uns standen, konnten wir in Gemeinschaft und im Miteinander bewältigen – auch das, was zuvor unmöglich erschien,“ betonte Heinz Hierzer MAS, Bereichsleiter der Lebenswelt, und verdeutlichte damit die Kraft des gelebten Zusammenhalts.
Auch Soziallandesrat Dr. Christian Dörfel würdigte in seiner Rede die besondere soziale Verantwortung, die mit solchen Projekten verbunden ist. Er betonte, dass die Schaffung neuer Wohnplätze für Menschen mit besonderen Bedürfnissen ein zentrales Anliegen des Oberösterreichischen Sozialplans sei, der seit sieben Jahren verfolgt wird. „Als wirtschaftlich starkes Bundesland tragen wir eine besondere soziale Verantwortung und müssen dieser gerecht werden. Teilhabe an der Gesellschaft und ein Leben in Würde und Selbstbestimmtheit sind für uns zentrale Werte. Neben einer guten, passgenauen Betreuung steht auch die Sicherheit der Familien, dass das Beste für ihre Angehörigen geleistet wird, im Fokus,“ so Dörfel.
Ein weiterer Höhepunkt des Festakts war die Segnung der Kreuze für die neuen Wohnräume, die durch Pfarrassistent Mag. Gerhard Pumberger feierlich vollzogen wurde. Er machte deutlich, dass die neuen Wohngruppen mehr sind als bloße Wohnräume, sie seien Orte der Gemeinschaft und Geborgenheit. Mittels eines Vergleichs betonte Pumberger die Bedeutung der spirituellen Begleitung: „Ein Haus steht auf gutem Fundament – gebaut von Baumeistern, Architekten und Bauträgern. Sie kümmern sich auch um die Wärmedämmung von außen. Die heutige Segnung ist die Wärmedämmung von innen mit Gastfreundschaft, Herzlichkeit, Offenheit und dem Mut, Neues zu wagen.“ Seine Worte verdeutlichten die harmonische Verbindung von Glauben und Inklusion, die durch die begleitenden Gebärdenlieder wie zum Beispiel „Komm gemeinsam mit Jesus“ noch weiter verstärkt wurde.
Mag. Nicola Moser, vom Vorstand der Wohngesellschaft Familie, brachte die gemeinsame Anstrengung auf den Punkt: „Es war ein langer Weg, aber wir sind ihn gemeinsam gegangen. Als Wohngemeinschaft haben wir eine Hülle geschaffen, die Menschen mit Leben füllen. Ein Ort, an dem die Menschen gerne leben – ein Bauprojekt mit ganz viel Herz.“
Auch die Angehörigen der Bewohner/innen kamen zu Wort. Eine Mutter eines Bewohners drückte ihre tiefe Dankbarkeit für die liebevolle Betreuung und die Geborgenheit aus, die ihrem Kind in der neuen Wohngruppe zuteil wird. „Unsere Kinder haben hier nicht nur eine Wohnung, sondern ein wirkliches Zuhause voller Aufmerksamkeit und Liebe. Ganz gleich, was im Leben noch geschieht, das gibt so viel Sicherheit. Dafür danken wir allen Mitarbeiter*innen,“ unterstrich sie, was diese Einrichtung für die Familien bedeutet. Anja, die in die neue Lebenswelt eingezogen ist, führte die Gäste durch ihre neue Wohnung und gab Einblicke in ihren Alltag und das Gefühl von Selbstbestimmung, das die neue Wohnsituation bietet. „Es gefällt mir so gut hier. Ich kann alles alleine machen, das gehört alles mir – gemeinsam mit Hannah. Ich bestimme selbst, wer mich besuchen darf.“
Der Pinsdorfer Bürgermeister Ing. Jürgen Berchtaler hob in seiner Rede die enge Zusammenarbeit zwischen der Lebenswelt und der Gemeinde hervor. Er betonte die wichtige Rolle der Einrichtung für das soziale Gefüge der Region: „Pinsdorf ist weit über Oberösterreich hinaus für die perfekte Zusammenarbeit von Lebenswelt und Gemeinde bekannt. Zusammenhalt und gelebte Partnerschaft prägen unsere Gemeinschaft. Unsere Kinder wachsen hier mit dem Grundsatz auf, dass jeder Mensch gleich ist. Die Lebenswelt ist eine soziale Bereicherung für alle, ein gelebtes Miteinander.“