Die diesjährige Konferenz der Landesjugendreferent/innen aus ganz Österreich und Südtirol fand gestern und heute unter dem Vorsitz des oberösterreichischen Jugendlandesrats Dr. Christian Dörfel in Linz statt. Neben Niederösterreich, das den Vorsitz im nächsten Jahr innehat, nahmen auch die politischen Vertreter/innen der Länder Kärnten und Tirol teil. Im Schatten des tragischen Amoklaufes in Graz wurde die offizielle Konferenz mit einer gemeinsamen Erklärung aller anwesenden Jugendlandesräte und der Ministerin für Europa, Familie und Integration Claudia Plakolm begonnen, die wie folgt lautet:
Gemeinsame Erklärung der Landesjugendreferentenkonferenz der Republik Österreich
Anlässlich des tragischen Amoklaufes in Graz am 10. Juni 2025 Mit tiefer Bestürzung und großer Betroffenheit nehmen wir Anteil am furchtbaren Amoklauf, der am Dienstag unser Land erschüttert hat. Unser Mitgefühl gilt den Opfern, ihren Familien und allen, die durch diese Tat in Trauer, Angst und Unsicherheit gestürzt wurden. Ein solcher Akt sinnloser Gewalt erschüttert nicht nur die betroffene Region, sondern trifft uns alle – als Menschen, als Gesellschaft und besonders als Verantwortungsträger für junge Menschen. Wir stehen gemeinsam für ein Österreich, in dem Respekt, Zusammenhalt, Gewaltfreiheit und gegenseitige Achtsamkeit zentrale Werte sind – in Schulen, im digitalen Raum, auf der Straße und in jeder Begegnung. Wir setzen uns entschlossen dafür ein, dass junge Menschen in unserem Land Sicherheit und Perspektive, Halt und Orientierung finden – in einem Klima des Vertrauens, der Offenheit und der gegenseitigen Unterstützung. In Trauer, Solidarität und Entschlossenheit. |
Förderung von jugendlichem Engagement als zentraler Schwerpunkt
Die diesjährige Konferenz umfasste ein breites Feld jugendpolitischer Anliegen, 17 Anträge wurden einstimmig beschlossen. Ein zentraler Schwerpunkt wurde dabei im Bereich des jugendlichen Engagements gesetzt. Auf Initiative von Oberösterreich, Niederösterreich und der Steiermark beschlossen die Vertreterinnen und Vertreter der Bundesländer, ein Pilotprojekt für eine österreichweite digitale Plattform zur Förderung des freiwilligen Engagements junger Menschen auf den Weg zu bringen. Diese Plattform ermöglicht es Jugendlichen, für ehrenamtliche Tätigkeiten – die in einer App ersichtlich sind – Punkte zu sammeln und diese gegen kleine Belohnungen – sogenannte Rewards – einzulösen oder für gemeinnützige Zwecke zu spenden. Darüber hinaus erhalten sie eine Dokumentation ihrer Einsätze sowie einen Nachweis der dadurch erworbenen Kompetenzen, die etwa Bewerbungen beigelegt werden kann.
Neben dem Schwerpunkt Ehrenamt wurden unter anderem folgende Maßnahmen beschlossen:
- Fortsetzung etablierter bundesweiter Veranstaltungen (Bundesjugendredewettbewerb, Bundesjugendsingen und Jugendkonferenz)
- Klares Bekenntnis zu EU-Jugendmobilitätsprogrammen
- Gemeinsamer Schulterschluss für mehr Ressourcen für digitale Prävention und Bildung
- Unterstützung der oberösterreichischen Initiative “Für’s Leben lernen”
Jugendkonferenz 2025: Jugenddialog stärkt demokratische Teilhabe
Parallel zur Konferenz der politischen Entscheidungsträger fand von 11. bis 13. Juni 2025 in Linz die Österreichische Jugendkonferenz statt. Diese ist Teil des EU-Jugenddialogs, der in Österreich von der Bundesjugendvertretung (BJV) koordiniert wird. Rund 60 junge Menschen aus allen Bundesländern und Südtirol setzten sich intensiv mit dem Youth Goal #1 „Die EU mit der Jugend zusammenbringen“ auseinander.
In mehreren Diskussionsrunden erarbeiteten die Teilnehmenden konkrete Forderungen dazu, wie junge Menschen stärker in europäische Entscheidungsprozesse eingebunden werden können – und wie die EU für sie verständlicher und greifbarer wird. Anschließend präsentierten und diskutierten sie ihre Ergebnisse direkt mit Vertretern aus Politik und Verwaltung. Die Ergebnisse fließen nun in den weiteren EU-Jugenddialog ein – auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene.
Statements:
„Die furchtbaren Ereignisse in Graz wirken tief in alle Bereiche unserer Gesellschaft hinein. Sie haben uns auch vor Augen geführt, wie wichtig ein soziales Netz ist – getragen von Menschen, die in schwierigen Momenten in Einsatzorganisationen, in der Krisenhilfe, im Sozial- und Gesundheitssystem Verantwortung übernehmen. Dieser Zusammenhalt macht uns in Österreich stark. Umso wichtiger ist es, junge Menschen früh für ein Engagement in diesen Bereichen zu begeistern. Die Landesjugendreferenten ziehen hier gemeinsam an einem Strang und tragen dazu bei, dass wir auf dieses starke Netz auch in Zukunft bauen können.“
– Bundesministerin für Europa, Integration und Familie, Claudia Plakolm
„Die Jugend ist das Fundament unserer demokratischen Zukunft. Umso wichtiger ist es, dass wir junge Menschen gezielt ermutigen, Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv einzubringen. Die Landesjugendreferentenkonferenz hat mit ihren Beschlüssen ein starkes Signal für mehr Mitgestaltung und gesellschaftliches Engagement junger Menschen gesetzt – gerade in einer Zeit, in der ein brutaler Gewaltakt wie jener in Graz unsere Grundwerte erschüttert. Wir stehen gemeinsam dafür ein, dass Respekt, Dialog und Mitmenschlichkeit unser Zusammenleben prägen – und die Stimme der Jugend gehört wird.“
– Jugend-Landesrat OÖ, Dr. Christian Dörfel
„Die Anregungen und Rückmeldungen der Jugend sind ein wichtiger Bestandteil unserer Jugendpolitik und es ist entscheidend, dass sich die Politik um diese Bedürfnisse und Anliegen, besonders der aktiven jungen Menschen in Jugendarbeit und Ehrenamt, annimmt. Jugendarbeit und außerschulische Jugenderziehung tragen wesentlich dazu bei, dass junge Menschen in einem sicheren Umfeld heranwachsen können. Die engagierten Fachkräfte der Jugendarbeit werden intensiv an der Aufarbeitung der tragischen Ereignisse in Graz mitwirken. Kompetente Ansprechpartner und verlässliche Räume, dafür steht Jugendarbeit in Österreich.“
– Jugend-Landesrätin NÖ, Mag. Christiane Teschl-Hofmeister
„Wir als Bundesjugendvertretung erleben tagtäglich, wie engagiert junge Menschen sind – ob auf lokaler Ebene oder auch bundesweit bei der Österreichischen Jugendkonferenz. Deshalb begrüßen wir es, dass die Bundesländer neue Maßnahmen setzen, um das Ehrenamt gezielt zu stärken. Wichtig ist aus unserer Sicht jedoch, dass es nicht dabei bleibt, sondern dieses Bewusstsein auch weitergetragen wird – von der kleinsten Gemeinde bis auf EU-Ebene. Dafür setzen wir uns mit dem Jugenddialog aktiv ein.“
– Vorsitzende der Bundesjugendvertretung, Anna Schwabegger
ANHANG: Übersicht Jugend-Engagement-Plattform
· Auf einer digitalen Plattform können Organisationen freiwillige Tätigkeiten (Quests), bei denen sie Unterstützung benötigen, veröffentlichen
· Jugendliche haben die Möglichkeit sich für konkrete freiwillige Tätigkeiten zu melden · Als „Belohnung“ für geleistete Tätigkeiten erhalten Jugendliche Punkte, die sie für sogenannte Rewards einlösen können · Sowohl die Organisationen, die Tätigkeiten anbieten, als auch die Partnerunternehmen die Rewards zur Verfügung stellen, werden von den jeweiligen Bundesländern koordiniert – bundesweite Quests und Rewards sollen möglich sein · Zusätzlich zu den Rewards erhalten die Jugendlichen eine Übersicht über die bereits durchgeführten ehrenamtlichen Tätigkeiten, welche sie als Kompetenz-Nachweis bei Bewerbungen beifügen können · Beispiele: (1) In einer Sozialeinrichtung wird jemand gesucht, der samstags oder sonntags 2-3 Stunden mit älteren oder beeinträchtigten Menschen verbringt zB. mit Spielen, Spaziergängen, Vorlesen etc.. Dafür erhält der Jugendliche je 200 Punkte. (2) Ein Open Lab für Kinder sucht jeden zweiten Samstag von 9:30 – 11 Uhr junge Scratch-Coaches die 8 bis 13-jährige Kinder begleiten und trainieren wie die Programmierung einfacher Tools funktioniert. Dafür erhält die Jugendliche 400 Punkte. · Diese Punkte können die Jugendlichen dann bei teilnehmenden Partnerbetrieben einlösen (z.B: Eiskugel in Eisdiele) oder spenden (teilnehmende Partnerbetriebe unterstützen finanziell Hilfsorganisationen) · In Oberösterreich soll diese Plattform mit der 4youCard gekoppelt und dadurch ein niederschwelliger Zugang für die Jugendlichen ermöglicht werden |