Projekt Lesetandem: Ehrenamtliches Engagement für bessere Lese- und Sprachkompetenz
„Deutsch ist der Schlüssel zu Bildung und Integration. Gerade das sinnerfassende Lesen eröffnet neue Chancen und bildet die Basis für eine erfolgreiche Zukunft. Wer gut lesen kann, hat bessere Bildungschancen, mehr Selbstvertrauen und langfristig auch bessere Berufsperspektiven. Das Lesetandem leistet hier einen wertvollen Beitrag, indem es Kinder aus sozial schwächeren Familien individuell fördert und ihnen durch gezielte Unterstützung den Zugang zur deutschen Sprache erleichtert. Neben der Sprachkompetenz wird auch die Freude am Lesen geweckt – eine Fähigkeit, die für das gesamte Leben von großer Bedeutung ist.
Mit Angeboten wie diesen schaffen wir Perspektiven – für unsere Kinder, aber auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Denn erfolgreiche Integration beginnt mit soliden Sprachkenntnissen, und das Lesetandem hilft dabei, diese essenzielle Grundlage zu legen. Ich kann jeden nur ermuntern, selbst als Lesementor oder Lesementorin aktiv zu werden!“
-Integrations-Landesrat Dr. Christian Dörfel
„Sinnerfassendes Lesen ist der Schlüssel zu erfolgreichem Lernen und einem guten Sprachvermögen. Es macht den positiven Unterschied in einer Schullaufbahn. Wer ein Herz für Kinder und Bücher hat und seine Begeisterung fürs Lesen weitergeben möchte, ist bei uns genau richtig. Ermöglichen wir gemeinsam unseren Kindern eine erfolgreiche Bildungslaufbahn und eine selbstbestimmte Zukunft.
-Projektleitung Lesetandem Nicole Şevik
Deutsch und Lesen als Fundament für Bildungschancen
Das Verständnis von Texten ist eine grundlegende Fähigkeit, um aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Es trägt maßgeblich zu besseren Bildungschancen sowie zur individuellen Weiterentwicklung bei. Besonders in jungen Jahren ist es entscheidend, sprachliche Kompetenzen zu fördern, da das Alter eine wesentliche Rolle beim Spracherwerb spielt. Gerade die frühen Lebensjahre sollten daher genutzt werden, um Defizite zu minimieren und sprachbedingte Bildungsbarrieren abzubauen.
Die PIRLS-Studie (Progress in International Reading Literacy Study) erhebt seit 2001 alle fünf Jahre international vergleichbare Daten zur Lesekompetenz und zu den Leseeinstellungen von Schülerinnen und Schülern der 4. Schulstufe. Die Ergebnisse von PIRLS 2021 zeigen, dass jede/r fünfte Schüler/in als schwacher Leser/in gilt.
Lesekompetenz im internationalen Vergleich (PIRLS-Studie 2021)
· Österreich erzielt 530 Punkte und liegt deutlich über dem internationalen Durchschnitt (503) und im EU-Durchschnitt (532). · 7 % gehören zur Spitzengruppe, 20 % gelten als schwache Leser/innen. · Im Vergleich zu PIRLS 2016 gab es eine leichte Verschlechterung der Lesekompetenz. |
Ein auffälliger Befund der Studie ist die deutliche Kluft in der Lesekompetenz zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund. Im Jahr 2021 betrug der Leistungsunterschied zwischen diesen Gruppen 52 Punkte – bei einer durchschnittlichen Gesamtpunktezahl von 530. Dieser Unterschied hat sich seit 2006 kaum verändert, während der Mittelwert der Lesekompetenz von Kindern mit Migrationshintergrund in keiner bisherigen Erhebung so niedrig ausfiel wie 2021.
Laut dem Institut des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen lässt sich rund die Hälfte dieses Leistungsrückstands auf die angespannten Lebensumstände vieler Kinder mit Migrationshintergrund zurückführen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit gezielter Angebote, um Chancengleichheit zu verbessern.
Abseits der Lesekompetenz gilt auch der Anteil von Schüler/innen nicht-deutscher Muttersprache als wesentlicher Indikator für deren Deutschkenntnisse. Laut Zahlen der Bildungsdirektion OÖ ist der Anteil von Schüler/innen ohne Muttersprache Deutsch seit dem Schuljahr 2009/10 von 21.581 auf heute 36.314 Schüler/innen angestiegen.
Generationenprojekt Lesetandem: Förderung von Lesekompetenz und Chancengleichheit
Um die Lesekompetenz von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund zu stärken, fördert das Generationenprojekt Lesetandem des Vereins für Integration, Bildung und Kultur (IBUK) mit Unterstützung des Landes Oberösterreich sowohl das sinnerfassende Lesen als auch die Sprachkompetenz. Ziel des Projekts ist es, Kindern mit einer Leseschwäche eine bessere Perspektive zu bieten und ihre schulischen Erfolgschancen nachhaltig zu verbessern.
Einmal wöchentlich üben die teilnehmenden Kinder gemeinsam mit einer ehrenamtlichen Lesementorin oder einem Lesementor in der Schule oder im Hort gezielt das Verstehen von Texten. Die Auswahl der Schülerinnen und Schüler erfolgt durch die Schule.
Seit dem Projektstart im Jahr 2010 hat sich Lesetandem sehr positiv entwickelt. Besonders seit 2022 sind die Teilnehmerzahlen deutlich gestiegen, was den anhaltenden Erfolg und die Relevanz des Projekts unterstreicht.
Die Entwicklung des Projekts Lesetandem
Start 2010 | 2022 | Heute 2025 |
3 Schulen | 23 Schulen und Horte | 36 Schulen und 31 Horte |
49 Lesementor/innen | 99 Lesementor/innen | 164 Lesementor/innen |
50 Lesekinder | 144 Lesekinder | 1.600 Lesekinder |
Integrationsressort unterstützt Suche nach neuen Lesementor/innen
Das Projekt Lesetandem lebt von der Bereitschaft der ehrenamtlichen Lesementor/innen. Um den Bedarf decken zu können, werden immer neue Menschen gesucht, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich Kinder beim sinnerfassenden Lesen Lernen unterstützen wollen und damit deren Bildungschancen erhöhen. Die Tätigkeit als Lesementor/in erfordert somit die Begeisterung für das Lesen, einen einfühlsamen Umgang mit Kindern, zeitliche Flexibilität und einen einwandfreien Leumund. Interessierte können sich bei dem Verein IBUK melden, dort erhalten sie genaue Informationen zum Projekt, eine Einschulung und werden mit den Aufgaben als Lesementor/in Vertraut gemacht.
Um potentielle Lesementor/innen anzusprechen, unterstützt das Land Oberösterreich und dessen Partner bei der Bekanntmachung des Projekts. Neben der Bewerbung auf der Homepage „Treffpunkt Ehrenamt“ (www.treffpunkt-ehrenamt.at) unterstützt der Verein für uns – Zentrum für Zivilgesellschaft mit einem Aufruf, sich als Lesementor/in zu engagieren.
Anmeldung zur/m Lesementor/in:
- direkt auf der Website www.ibuk.at
- oder telefonisch 0676/6173438, 0660/2377720
- oder per Mail lesetandem@ibuk.at
ibuk – Verein für interkulturelle Begegnung und Kulturvermittlung – ist ein gemeinnütziger Verein der es sich seit seiner Gründung im Kulturhauptstadtjahr 2009 zur Aufgabe gemacht, einen gesellschaftspolitischen Beitrag für mehr Chancengleichheit und Fairness in Hinblick auf folgende Zielsetzungen zu leisten:
- Förderung der Integration und Zusammenleben von Autochthonen und Allochthonen in Österreich durch konkrete Partizipation und Empowerment im gesellschaftlichen Zusammenleben
- Förderung der Selbstwirksamkeit der Zielgruppe
- Beseitigung der Sprachbarrieren durch sinnerfassendes Lesen und Spracherwerb
- Abbau von Vorurteilen und Ausgrenzungen
- Förderung der Offenheit, Akzeptanz, Anerkennung und Teilhabe sowie Horizonterweiterung durch Kontaktaufbau und Kulturaustausch
Schwerpunkte: Ehrenamtlichkeit, positiver Zugang zur Bildung, Spracherwerb, Chancengleichheit durch Partizipation, Frühpädagogik, Empowerment und respektvolles Miteinander