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Drei Jahre Ukraine-Krieg: Bilanz und Ausblick zur Unterbringung und Beschäftigung von Vertriebenen in Oberösterreich

Drei Jahre Ukraine-Vertriebene in Oberösterreich:

Schulterschluss von Integrationsressort und AMS machen Oberösterreich zum Vorreiter bei Deutscherwerb und Arbeitsmarktintegration

„Wir helfen in Oberösterreich den Menschen, die Hilfe brauchen. Der Krieg in der Ukraine hat viele Menschen vor eine Notsituation gestellt, daher haben wir für diese Verantwortung übernommen. Wir haben die Versorgung und Integration von Ukraine-Vertriebenen aktiv vorangetrieben. Gemeinsam mit Partnerorganisationen und dem AMS wurde eine Integrations- und Arbeitsmarktoffensive gestartet, die sehr erfolgreich ist: Zwei von drei Ukraine-Vertriebenen in Oberösterreich erhalten sich selbst und ihre Angehörigen, so viele wie in keinem anderen Bundesland. Wir werden diese aktive Arbeitsmarktpolitik weiter vorantreiben, damit Ukraine-Vertriebene selbständig in Oberösterreich leben können.

Am Beispiel der Ukraine-Vertriebenen wird deutlich: Wer leistungsbereit ist und sich integriert, kommt in Oberösterreich weiter.“

– Integrations-Landesrat Dr. Christian Dörfel

 

„Die Integration vertriebener Ukrainer/innen in den oberösterreichischen Arbeitsmarkt war von Anfang an ein zentrales Anliegen des AMS Oberösterreich. Die kontinuierlich steigende Zahl an Beschäftigten verdeutlicht, dass unsere Initiativen nachhaltig wirken und vielen Menschen eine neue berufliche Perspektive eröffnet haben.

Ein wesentlicher Meilenstein war die Schaffung zusätzlicher Beratungs- und Betreuungsangebote, um eine individuelle Unterstützung zu gewährleisten. Durch gezielte Maßnahmen und die enge Zusammenarbeit mit dem Land OÖ, den Betreuungsorganisationen und den Betrieben, konnten zahlreiche Vertriebene erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert werden. Das AMS Oberösterreich wird auch weiterhin alles daransetzen, Menschen, die in den Arbeitsmarkt integrieren wollen und dürfen, bestmöglich zu unterstützen und ihnen den Weg in eine stabile berufliche Zukunft zu ebnen.“

– Landesgeschäftsführerin Iris Schmidt, MA

 

Unterbringung und Versorgung von Ukraine-Vertriebenen als zentrale Herausforderung

Am 24. Februar 2022 stellte der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine Europa und die Welt vor große Herausforderungen. Neben der Neuaufstellung der Energie- und Gasversorgung waren die europäischen Staaten mit einer Fluchtwelle aus der Ukraine konfrontiert. Menschen, die aus der Ukraine flüchteten, erhielten einen eigenen Vertriebenen-Status, der – im Gegensatz zum herkömmlichen Asylverfahren – einen gültigen Aufenthaltstitel mit Arbeitsmarktzugang (mittels Beschäftigungsbewilligung) gewährleistet. Dieses Aufenthaltsrecht, basierend auf einer EU-Richtlinie, gilt aktuell bis März 2026.

In der Ausnahmesituation im Februar/März 2022 handelte Oberösterreich entschlossen und konsequent, um eine Versorgung der Ukraine-Vertriebenen, aber auch einen raschen Integrationsprozess durch Deutsch und Arbeit sicherzustellen.

  • In Oberösterreich wurden 50 % aller in Österreich angekommenen Ukraine-Vertriebenen not- und erstversorgt.
  • Insgesamt wurden mehr als 000 Ukraine-Vertriebene seit Kriegsbeginn in Oberösterreich untergebracht und versorgt.
  • Zwei Drittel der Ukraine-Vertriebenen in Oberösterreich beziehen keine staatlichen Leistungen der Grundversorgung mehr, sondern erhalten sich und ihre Angehörigen selbst.

 

Unterbringungen von Ukraine-Vertriebenen in Oberösterreich seit 2022: Bereits 2/3 der Ukraine-Vertriebenen leben nicht mehr von Leistungen der Grundversorgung.

Insgesamt 7.930 Personen aus der Ukraine sind derzeit in Oberösterreich gemeldet, davon sind 4.882 Frauen (62 %). 2.919 Ukrainer/innen sind unter 20 Jahren, darunter

  • 587 Unter-6-Jährige,
  • 1.056 7-13-Jährige,
  • 1.276 14-20-Jährige.

2.604 Ukraine-Vertriebene befinden sich derzeit in der oberösterreichischen Grundversorgung (1.614 Frauen, 990 Männer), davon sind 1.343 Personen im erwerbsfähigen Alter, die ein Potenzial für den Arbeitsmarkt darstellen.

„Wir konnten in Oberösterreich einen Großteil der Ukraine-Vertriebenen rasch vom sozialen Sicherungssystem in den Arbeitsmarkt bringen. Von knapp 8.000 Ukraine-Vertriebenen sind zwei Drittel nicht mehr von Leistungen der Grundversorgung abhängig, sondern erhalten sich und ihre Angehörigen selbst“, so der Landesrat.

 

Übersicht über Ukraine-Vertriebene in Oberösterreich im Laufe der Jahre

Die Anzahl der Personen in der Grundversorgung ist nach dem Höhepunkt im Sommer 2022  kontinuierlich zurückgegangen, die Beschäftigungsprogramme von Land Oberösterreich und AMS sowie die Bemühungspflicht wirken. Weniger als ein Drittel der ZMR-gemeldeten Ukraine-Vertriebenen in OÖ befindet sich in der Grundversorgung, davon ist ca. die Hälfte im erwerbsfähigen Alter.

Entwicklung der Ukraine-Vertriebenen in der Grundversorgung (GVS) vs. insgesamt gemeldete Ukrainer/innen in OÖ (ZMR) nach Quartalen.

 1.238 Vertriebene leben in organisierten, 1.366 in privaten Quartieren. Sie sind oberösterreichweit in insgesamt 43 Quartieren organisiert.

 

Aktive Arbeitsmarktvermittlung und Bemühungspflicht sind Schwerpunkte in der Grundversorgung

Integrations-Landesrat Dörfel: „Wir setzen auch bei Ukraine-Vertriebenen auf das Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe. Die Grundversorgung darf kein Dauerzustand sein und es ist auch im Interesse der Ukrainer/innen, rasch auf eigenen Beinen zu stehen. Dafür bieten wir seit 2022 ein großes Angebot an Sprachkursen an und fordern aktiv die Bemühungspflicht ein. Leistungen aus der Grundversorgung gibt es nur, wenn man sich aktiv um eine Arbeit bemüht und Deutsch lernt.“

Konkret werden Leistungsbezieher/innen angeschrieben und auf die Bemühungspflicht hingewiesen. Diese Bemühungspflicht bedeutet, sich beim AMS vormerken zu lassen bzw. an Vermittlungsprogrammen teilzunehmen. Die Nachweise sind den Grundversorgungs-auszahlenden Stellen Caritas und Volkshilfe vorzuweisen. Ausgenommen von der Bemühungspflicht sind schulpflichtige Kinder, Personen im nicht mehr arbeitsfähigen Alter (60+) oder kranke Personen und sorgepflichtige Frauen mit Kindern.

 

Oberösterreich hat für die Sprach- und Arbeitsmarktintegration von Ukraine-Vertriebenen ein umfassendes Paket geschnürt:

  • Eigene Deutschkurse „Hallo in OÖ“ zur Deutschvermittlung ab Tag 1, eigene Deutschkurse für ukrainische Studierende
  • Initiative „Zusammen.helfen“ zur Koordination ehrenamtlicher Aktionen des Vereins füruns
  • Begegnungszentrum „Point of Ukraine“
  • Programm zur Integration Vertriebener in OÖ („IVO“) von Volkshilfe und Caritas
  • Info-Hotline und eigene Landes-Homepage mit einem Überblick über Hilfsangebote

 

Höheres Bildungsniveau macht Spracherwerb und Integration leichter

Im Schnitt ist das Bildungsniveau bei Ukraine-Vertriebenen hoch: 75 % verfügen laut Erhebungen des ÖIF über einen höheren Abschluss (68 % vs. 77 % Männer vs. Frauen). Die Deutschkenntnisse haben sich qualitativ verbessert: Beschränkten sie sich vor einem Jahr noch zum Großteil auf das Verstehen, so konnten Frauen wie Männer 2024 bereits mehrheitlich auch Deutsch sprechen. Die Deutschkenntnisse von Frauen sind etwas ausgeprägter als jene von Männern. Frauen sprechen deutsch mehrheitlich auf B1-Niveau oder höher, Männer maximal auf A2-Niveau (Alltagsdeutsch).

In Summe nahmen von 2022 bis 2025 9.600 Ukraine-Vertriebene an Deutschkursen des Landes und des ÖIF (Österreichischer Integrationsfonds) teil.

 

AMS: OÖ Vorreiter bei der Arbeitsmarktintegration von Ukraine-Vertriebenen

Seit März 2022 setzt das AMS OÖ gemeinsam mit dem Land OÖ gezielte Maßnahmen zur Integration von Ukrainer/innen in den Arbeitsmarkt um. Neben Jobbörsen und Beratungsangeboten wurden verstärkt Qualifizierungsprogramme ins Leben gerufen, die auf die Bedürfnisse von Betrieben und Arbeitsuchenden abgestimmt sind. Ein besonderer Fokus liegt auf Deutschkursen sowie branchenspezifischen Weiterbildungen und mitgebrachten Qualifikationen.

Die Einführung des freien Arbeitsmarktzugangs im April 2023 war ein entscheidender Schritt, um die Integration weiter zu erleichtern. Durch eine verstärkte Kooperation mit Unternehmen und Schulungsanbietern und einer individuellen Betreuung konnte die Arbeitsmarktintegration nachhaltig verbessert werden.

 

Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Schulungen 2022–2024

  • Vorgemerkte Vetriebene in OÖ: 1.345 (2022) → 1.040 (2024)
  • Vorgemerkte in ganz Österreich: 5.297 (2022) → 5.765 (2024)

 

Integration in den Arbeitsmarkt

Die Mehrheit der beschäftigten Ukrainer/innen ist in den Bereichen Handel, Produktion, Landwirtschaft und Gastronomie tätig. Mangelnde Sprachkenntnisse stellen weiterhin eine Herausforderung dar, weshalb gezielte Förderprogramme für den Spracherwerb eine zentrale Rolle spielen. Dennoch zeigt sich, dass Betriebe verstärkt bereit sind, geflüchteten Personen langfristige berufliche Perspektiven zu bieten.

 

Branchenentwicklung 2022-2024

Trotz der anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen konnte die Integration der Ukrainer/innen in den Arbeitsmarkt durch gezielte Unterstützungsmaßnahmen spürbar verbessert werden. Unternehmen profitieren von einem erweiterten Arbeitskräftepotenzial und Vertriebene finden durch maßgeschneiderte Programme eine dauerhafte Beschäftigung.

Die aktuellen geschätzten Beschäftigungszahlen (September 2024) zeigen diesen positiven Trend deutlich: Während in Gesamtösterreich nur 32,6 % der Vertriebenen einer Beschäftigung nachgehen, liegt die Quote in Oberösterreich bei 50,8 %, was den Erfolg der Integrationsmaßnahmen unterstreicht.

„Dank intensiver und zielgerichteter Betreuung, konnte die Integration von Ukrainer/innen in Oberösterreich erfolgreich vorangetrieben werden“, resümiert Schmidt. „Weiterhin entscheidend sind Qualifizierungen, Sprachförderung und enge Zusammenarbeit mit Unternehmen, um langfristige Beschäftigungsperspektiven zu sichern. Die Anpassung von Bildungs- und Begleitmaßnahmen bleibt essenziell, um die nachhaltige Eingliederung in den Arbeitsmarkt weiter zu stärken.“

 

Ausblick: Ukraine-Vertriebene in Oberösterreich brauchen langfristige Perspektive – Runder Tisch zur Zukunft der Ukrainer/innen in Oberösterreich geplant

Es ist nach wie vor unklar, ob es für die Ukraine-Vertriebenen in Oberösterreich eine kurz- bis mittelfristige Perspektive gibt, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Diskussionen über eine Beendigung des Krieges finden derzeit ohne Einbindung von EU und der Ukraine selbst statt. Die Zukunft der Ukraine und jenen, die derzeit in der EU Schutz suchen, bleibt somit offen.

Die Richtlinie über den Vertriebenen-Status von Ukraine-Vertriebenen der EU läuft noch bis 4. März 2026. Das heißt, bis dahin verlängert sich das Aufenthaltsrecht für Vertriebene automatisch. Spätestens dann braucht es eine Entscheidung über den weiteren Status der Vertriebenen. Oberösterreich wird sich hier auch im Rahmen des Vorsitzes der Flüchtlingsreferentenkonferenz für eine rasche Entscheidung stark machen.

Als „Zwischenlösung“ gibt es für Ukraine-Vertrieben seit Herbst 2024 die Möglichkeit, eine „Rot-Weiß-Rot-Karte plus“ zu beantragen, um einen Aufenthaltstitel über den März 2026 hinaus zu haben. Voraussetzung hierfür ist unter anderem eine mindestens einjährige vollversicherte Tätigkeit sowie entsprechende Deutschkenntnisse. Insgesamt wurden 313 Erstanträge für eine solche Karte gestellt.

 

Rückkehrperspektiven in die Ukraine: Viele Vertriebene sehen ihre Zukunft in Österreich

Erhebungen des ÖIF aus dem Jahr 2024 zeigen, dass konkrete Pläne zur Rückkehr in die Ukraine nur bei wenigen Vertriebenen bestehen. Konkrete Pläne zur Rückkehr haben lediglich 3 % der Befragten (deutlich weniger als 2022 und 2023 mit 30 % bzw. 13 %), 12 % wollen „irgendwann einmal“ zurückkehren, 56 % gar nicht mehr.

Aktuelle Herausforderungen für Ukraine-Vertriebene, darunter die Suche nach Wohnraum, die weitere Vermittlung in den Arbeitsmarkt oder auch weitere Ausbildungsmöglichkeiten sollen im Rahmen eines „Rundes Tisches Ukraine“, der gemeinsam mit Partnerorganisationen (Rotes Kreuz, Volkshilfe, Caritas etc.) sowie Vertretern der Community (u.a. „Point of Ukraine“) ausgerichtet wird. „Wir wollen die Voraussetzungen schaffen, damit die Ukrainer/innen in Oberösterreich selbständig in Frieden und Freiheit leben können“, so der Landesrat.

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